HISTORIE

INDUSTRIE 

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Hospelt
 

Farbenfabriken Hospelt

Im Jahre 1837 trat Wilhelm Anton Hospelt in die kaufmännische Lehre bei der Farbwarenhandlung Matthias Neven, Köln, Röhrergasse 21 ein. Der Inhaber dieser Firma war gleichzeitig Teilhaber der Bleiweißfabrik Brasseur & Co. Dadurch Hospelt kam schon früh mit der Herstellung vor Farben in Berührung. Nach der Lehre war er eine Zeit lang als Handlungsreisender tätig. Bald darauf eröffnete er eine Materialwaren-Großhandlung auf dem Eigelstein. Als diese Straße verbreitert wurde, musste er das Haus räumen, wofür er eine Entschädigung erhielt. Dies setzte ihn am 2. Juli 1844 in den Stand, in der Apostelstraße 9 ein neues Geschäft unter der Bezeichnung „Colonial-Material- und Farbhandlung W. A. Hospelt“ zu eröffnen. Aus diesem Unternehmen sind dann die „Farbwerke W. A, Hospelt" in Köln-Ehrenfeld hervorgegangen.

Als Hospelt im Jahre 1844 sein Geschäft gründete, gab es im Rheinlande insgesamt vierzehn Farbenfabriken, die sich auf die Orte Aachen, Burgbrohl, Düsseldorf, Duisburg, Elberfeld, Erpel, Köln, Sulzbach, Wermelskirchen und Wesseling verteilten. Es handelte sich hier durchweg um Kleinbetriebe, denn die vierzehn Farbwerke beschäftigten alle zusammen noch keine dreihundert Arbeiter. Es gelang dem Gründer der Firma, das neue Unternehmen in einigen Jahrzehnten zu einem vielseitigen und leistungsfähigen Betriebe zu gestalten. Sein Sohn Jean Hospelt trat 1873 in das väterliche Geschäft ein und machte hier eine gründliche Lehre durch.

Politisch setzte er sich tatkräftig für die Gewährung einer Verfassung ein, die der 1840 verstorbene König Friedrich Wilhelm III. schon im Jahre 1813 versprochen hatte. Das Versprechen war nicht gehalten worden und sein Nachfolger, Friedrich Wilhelm IV. ließ die Angelegenheit auf sich beruhen, bis er schließlich 1848 unter dem wachsenden Druck weiter Bevölkerungskreise eine Verfassung mit allgemeinem Stimmrecht verkündete, die er aber bald nachher durch Einführung eines nach der Steuerleistung abgestuften Klassenwahlrechts umgestaltete, wodurch die Mehrheit der Bevölkerung ihren wesentlichen Einfluss auf die Gesetzgebung verlor. Infolge seiner politischen Tätigkeit war Hospelt in der Bürgerschaft bekannt geworden, so dass man ihn am 28. Dezember 1850 in den Gemeinderat wählte.

Hospelt kämpfte verheuert gegen das vom König verordneten Klassenwahlrechts. In der Gemeinderatssitzung vom 30. Dezember 1851 brachte er dies mit wenigen aber unmissverständlichen Worten zum Ausdruck: Unsere Gemeindeordnung ist sehr schlecht, weil eine sehr große Klasse der Bürgerschaft gar nicht vertreten ist und die Vertretung nach Maßgabe des Geldes bestimmt wird. Als im gleichen Jahre eine Einkommensteuer von den kleinen Einkommen der Minderbemittelten erwogen wurde, erhob Hospelt energisch Einspruch gegen diesen Plan: „Wir dürfen von den unteren Klassen, die schon durch die Schlacht- und Mahlsteuer mit rund 20 Prozent belastet sind, nicht auch noch Einkommensteuer verlangen“. Oberhaupt hielt er die Verbrauchsabgaben auf Lebensmittel für ein großes Unrecht. 

Auch den Fastnachtsgesellschaften gegenüber zeigte Hospelt als echter Kölner Wohlwollen. Er liebte das vaterstädtische Fest und setzte sich in einem Falle dafür ein, dass der Großen Karnevalsgesellschaft die Gürzenichmiete im Betrage von 500 Talern erlassen wurde, weil sie den zur Deckung dieser Kosten erforderlichen Überschuss nicht erzielt hatte. Am 23. März 1869 wurde er als neugewähltes Mitglied durch den Präsidenten Bürgers in die Handelskammer eingeführt und durch Handschlag vereidigt. Zehn Jahre war er gleichzeitig Stadtverordneter und Handelskammermitglied. Im Jahre 1879 verzichtete er auf das städtische Ehrenamt, blieb aber bis zu seinem Tode in der Handelskammer.

Als nach dem großen Brande des Theaters in der Komödienstraße ein neues Bühnenhaus errichtet werden sollte, gründete Hospelt 1869 den Stadtkölnischen Theater-Aktienverein, dessen Vorsitz er mehr als zehn Jahre hindurch führte. Schon als Vierundzwanzigjähriger war er Mitglied des Kölner Dombauvereins und 1879 wurde er von dessen Präsidenten, Konsul Oswald Schmitz-Löhnis in den Vorstand des Vereins berufen.
Betrüblich kam es zu einer Neuregelung der Beihilfen für Erstkommunikanten und Konfirmanden, der Weihnachtsgeschenke sowie der Zuschüsse zum Krankengeld. Arbeiter, die mindestens drei Monate hintereinander in der Fabrik tätig sind, erhalten von der Firma für ihre nicht versicherten Frauen und Kinder ärztliche Hilfe und Arznei unentgeltlich. Weitere Bestimmungen regeln die Zuschüsse der Firma zu den damals eingeführten staatlichen Invaliden- und Altersrenten, sowie zum Sterbegeld, ferner die Witwen- und Waisenunterstützungen sowie die Sonderzulagen für Arbeiter, die längere Zeit ohne Unterbrechung der Belegschaft angehören. 

Der Arbeitstag wird durch Verlängerung der einstündigen Mittagspause auf anderthalb Stunden um eine halbe Stunde ohne Lohnverminderung verkürzt. Dank seiner Sprachkenntnisse war er für die belgische und französische Kundschaft der Firma zuständig. 1877 erhielt er Prokura. Jean Hospelt erfand eine Schleudermühle zum Mahlen und Mischen von Farbstoffen, die durch das Reichspatent 33 185 vom 6. November 1885 geschützt wurde. Nach dem Tode seines Vaters im Jahre er 1893 leitete das in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelte Unternehmen allein. Es gelang ihm, die Umsätze wesentlich zu erhöhen. 

Bezeichnend für sein Verhältnis zu den Angestellten und Arbeitern ist die Tatsache, dass im Jahre 1904, als die Firma ihr 60jähriges Bestehen feierte, die gesamte Belegschaft eine Eingabe an die Königliche Regierung richtete, mit der Bitte, sie möge Jean Hospelt den Ehrentitel eines Königlich Preußischen Kommerzienrates erwirken. Die Eingabe hatte Erfolg und für den Silvestertag, den 31. Dezember 1904, war alles vorbereitet worden, um die Ernennung zu vollziehen. Da traf das Unternehmen ein schwerer Schicksalsschlag: nach kurzem Krankenlager starb am 3. Dezember 1904 un-erwartet der Leiter des Werkes Jean Hospelt im Alter von nur 52 Jahren, von der 200 Köpfe zählenden Belegschaft tief betrauert. Im zweiten Weltkriege wurden die Hospeltschen Farbwerke fast restlos durch Fliegerbomben zerstört. Der tatkräftigen Arbeit der Geschäftsführer Adolf von Lauff, Paul du Mont, Max Fackeldey und Diplomkaufmann Theodor Knieke gelang es zunächst, in den Jahren 1946 bis 1955 einen großen Teil der Werke wieder aufzubauen.