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Gründung als Helios AG für elektrisches Licht und Telegraphenbau. Die Gesellschaft baute und betrieb Elektrizitätswerke im In- und Ausland. Im wesentlichen wurde das von der AEG so erfolgreich betriebene Geschäft kopiert: Man beteiligte sich an neu gegründeten E-Werken und verpflichtete die Werke im Gegenzug zum Bezug der eigenen Maschinen und Anlagen (so wie dies für die AEG Emil Rathenau erstmals bei der BEWAG vorexerziert hatte). Die Aktien von 1901 stammen aus einer Kapitalerhöhung, mit der der Erwerb der Bank für elektrische Industrie in Berlin finanziert wurde. Verkäufer war die Berliner Handels-Gesellschaft. Dieses Geschäft wurde für den Helios zum Verhängnis: Die damit erworbenen Beteiligungen erwiesen sich in der Mehrzahl als notleidend. Im
Zuge der darauffolgenden Sanierung wurde 1904 das Werk in Köln-Ehrenfeld
an die AEG und Siemens verkauft, seit 1905 war die Helios AG in
Liquidation. Die Aktionäre verloren ihr gesamtes Geld, da die
Gesellschaft durch die Konkurrenten AEG und Siemens regelrecht
ausgeschlachtet wurde.
Das Unternehmen bestand von 1898 bis 1930. Das kreisrunde Markenzeichen der Helios-Electricität AG zeigte eine halbstrahlende Sonne als Symbol der Energiequelle des Lebens, den Markennamen Helios und die unterstrichenen Worte „Automobilbau AG-Köln". Das Unternehmen war neben Siemens, Halske und Schuckert eines der
führenden Elektrounternehmen Deutschlands mit Vertretungen in Schweden
und in der Schweiz.
Andenken an einen Besuch beim Helios, Electricitäts-Aktiengesellschaft, Barmen, o. J. (um 1900) Helios-Elektricitäts-Akt.-Ges., Cologne, Latif, Cologne o. J. (um 1900) |
Die Fabrikanlagen des Helios liegen in der Nähe der Eisenbahnlinie Köln-Aachen in Ehrenfeld
- auf der Nordseite durch die Venloerstraße, auf der Südwestseite durch die Heliosstraße begrenzt. Der
Versuchsleuchtturm, der die Anlage überragt, ist heute noch das Wahrzeichen des
Helios. Was heute Siemens für München bedeutet, war damals der Helios in Köln.
Die erste Werkstatt des Helios stand 1882 - dem Gründungsjahr - im Mittelpunkt des Terrains der Fabrikanlagen des
Helios. Ein wichtiger Grundstein zu der mächtigen weltweiten Entwicklung des Zweiges der Elektrotechnik wurde in diesem Gebäude gelegt.
Die weltweit ersten langsam laufenden Dynamomaschinen, die ersten Wechselstrom-Generatoren und die ersten Transformatoren in Deutschland wurden in dieser Halle fabriziert. Die damals einzige Dampfmaschine der Fabrik, die gleichzeitig auch Versuchszwecken
diente, war gekuppelt mit einer der ältesten Wechselstrommaschinen. Arbeiter wickelten Anker der von Helios zuerst
in Deutschland fabrizierten sog. „Gülcher“ - Maschinen.
Der Niederspannungsstrom eines an der Wand befestigten Transformators wurde für elektrische Schweißung benutzt. Unterhalb des Daches dieses damaligen Montagesaales lief ein mit einer einzigen Gleichstrommaschine angetriebener Kran. Dies war der erste elektrisch angetriebene Kran auf dem Kontinent.
Die beiden Transformatoren der Transformatorenanlage nach dem System Zipernowsky-Déri-Bláthy waren mit ihren Hochstrom-Wicklungen direkt parallel miteinander an die Klemmen des Wechselstromgenerators angeschlossen.
Ebenfalls parallel arbeiteten die Sekundärwicklungen auf die rings um den Raum laufenden Glühlampen, die als Versuchslampen dienten. So unscheinbar diese einfache Demonstrationsanlage war, so wichtig war sie für die Entwicklung des Helios.
Die geistigen Urheber dieses einfachsten Stromverwendungssystems hatten mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen, da daran gezweifelt wurde, dass derartige Wechselstromtransformatoren-Anlagen wirtschaftlich arbeiten könnten. Das Verwaltungsgebäude bestand aus einem Souterrain und 3 Stockwerken, in denen sich die einzelnen Abteilungen für Bahnen, Zentralenbau, Verkehrsbüro für die auswärtigen Filialen, Kasse, Direktorialabteilungen etc. befanden.
In der Montagehalle befanden sich Werkstücke und die Werkzeugmaschinen. Da sich der Einzelantrieb der Werkzeugmaschinen nicht als rationell erwiesen hatte, wurden einzelne Gruppen von stets gleichzeitig in Betrieb befindlichen Maschinen durch einen einzigen Elektromotor angetrieben, der seinen Strom aus der Hauptkraftzentrale bezog.
Dieses Prinzip des elektrischen Gruppenantriebs wurde in den Werkstätten des Helios allgemein durchgesetzt. Deshalb gab es verhältnismäßig wenig Treibriemen und Transmissionen. Dadurch wurde nicht nur die Arbeitsmethode vorteilhafter, sondern der ganze Betrieb wickelte sich einfacher, sauberer und geräuschloser ab.
Im ersten Schiff der Montagehalle befanden sich einige automatisch arbeitende Fräsmaschinen für Zahnräder, die beispielsweise Antriebsräder für elektrische Straßenbahnwagen bearbeiteten. In diesem Teil der Montagehalle fanden viele der älteren Maschinen noch Verwendung und arbeiteten dauernd zufriedenstellend.
Das Hauptschiff der Montagehalle war in zwei Haupthallen aufgeteilt. In der ersten befanden sich größere Dynamos für Gleichstrom und Wechselstrom im Bau. Im Mittelpunkt, stand eine automatische Stossmaschine neuester Konstruktion. Der Hauptteil dieser Halle enthielt die Ankerwicklerei. In der zweiten Haupthalle wurde die Montage der großen Maschinen vorgenommen.
Ausschließlich Blechbearbeitungsmaschinen, auf denen die Scheiben für Anker-, Transformatoren-, Zählerkerne etc. hergestellt wurden, fand man im vierten Schiff des Montageraumes. Im Probierraum wurden die Maschinen dann vor Verlassen der Fabrik einer gründlichen Prüfung unterzogen.
Die Vorschriften, die damals vom Verband deutscher Elektrotechniker für die Prüfung von Hochspannungsapparaten entworfen wurden, wurden lange vor ihrer offiziellen Einführung von der Firma Helios in ihren Betrieben und Anlagen durchgeführt. Ein Umstand, der wesentlich dazu beigetragen hat, dass die Vorurteile, die gegen die Anwendung von Transformatoren bestanden, mit der Zeit verschwanden.
In der Dreherei wurden hauptsächlich schwere Gussstücke bearbeitet. Hier stand auch die große Bohrbank, auf der Gussstücke bis zu 12 m Durchmesser gebohrt werden können. Die Maschine wurde für die Bearbeitung des Ankerkranzes der 3.000 PS Dampfdynamo konstruiert, die Helios auf der Pariser Weltausstellung 1900 mit den vereinigten Maschinenfabriken Nürnberg und Augsburg ausstellte.
In der Gießerei wurden kleinere Eisengussstücke sowie der gesamte Bedarf an Rohguss und Messing hergestellt. Neben der Gießerei befand sich die Schreinerei, die mit den damals neuesten Spezialmaschinen für Holzbearbeitung ausgerüstet war. Diese beiden Teile sind an die Stelle älterer Anlagen getreten und wurden erst am Anfang des Jahres 1900 dem Betrieb übergeben.
Die Kraftstation lieferte den elektrischen Strom für den gesamten Gebäudekomplex und die Maschinen. Zwei Drehstrommaschinen, Schwungradgeneratoren der damals bekannten Heliostype, von je 250 PS Leistung, versorgten die Anlagen. In den Sälen für Massenfabrikation und in den mechanischen Werkstätten wurden die vielen Kleinteile produziert, die zu Instrumenten, Schaltern etc. zusammengefügt wurden.
In der Versuchsbahn wurden neue Straßenbahnwagen, Motoren und Leitungssysteme auf ihre praktische Verwendbarkeit geprüft. Die Anlage war mit modernen Hilfsmitteln ausgestattet. Sowohl Motorwagen für das Gleichstrom-, sowie auch für das Drehstromsystem konnten benutzt werden. |
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