INFO Ehrenfeld  Bürgervereinigung  Berichte Geschichte Kirchen Schlachthof Schulen Venloer Str.
 

 

Zur Strategischen Bedeutung von Ehrenfeld

aus der Sicht eines Pendlers

 

 

 

2.10.95

Die Türen des Stadtexpreß Köln-Aachen knallen hinter mir zu. Ich blicke mich verloren um, während sich der Zug quietschend wieder in Bewegung setzt. Sinndorf, Gleis 1. Das alte Bahnhofsgebäude wird längst nicht mehr genutzt; hinter schmutzigen Scheiben werben Plakate für Tickets, die es langeschon nicht mehr gibt. Wäre da nicht meine neue Arbeitstelle, ich wüsste nicht, was mich in diese Gegend verschlagen sollte. Die Entfernung zu meinem Wohnort Bonn ist doch wesentlich größer, als ich mir vorgestellt habe. Mit dem Auto braucht man angeblich nur 40 Minuten für diese 50 km. Ich benötigte heute insgesamt über 3 Stunden für Hin- und Rückweg. Mit 3 Stunden Fahrtzeit liege ich im Kollegenkreis übrigens nur im Mittelfeld. Der eine kommt aus Meckenheim, einer aus Eitorf an der Sieg, der Chef sogar aus Wuppertal. Der Wahnsinn hat also Methode. Das Unternehmen ist erst vor wenigen Jahren ins Industriegebiet auf die 'grüne Wiese' gezogen, quasi in Sichtweite einer Autobahnabfahrt. Wer wollte sich also beklagen? Das Erste, was einem auffällt, wenn man sich der Firma mit ihren modernen Gebäuden nähert, ist der riesige Parkplatz drum herum. Schon gegen 9 Uhr morgens ist hier alles belegt.

10.10.95

Heute morgen starte ich um 7:49 Uhr von Bonn in Richtung Köln . Dort hätten wir fahrplanmäßig um 8:18 eintreffen sollen. Mit einem kleinen Sprint hoffe ich einen Anschluss um 8:20 in Richtung Aachen zu kriegen. Dummerweise ist es schon 8:25, bevor mein Zug überhaupt in den Hbf einfährt. 30 Minuten Wartezeit! Leider hält der Stadtexpress, von Bielefeld kommend nur in Horrem (eine Station vor meinem eigentlichen Ziel). Orientierungslos irre ich über den dortigen Busbahnhof, die Taxifahrer folgen mir mit gierigen Blicken. Ich denke, weit kann das doch nicht sein, bis Sinndorf-Bahnhof, und weil ich nicht gleich zu Anfang in der Firma als Langschläfer auffallen möchte, steige ich kurz entschlossen in eines der Taxis. Im Schneckentempo schieben wir uns durch den Stadtverkehr und erst nach einer endlosen Viertelstunde, und um 16,- DM ärmer, komme ich in Sinndorf an. Bleibt noch der Fußweg vom Bahnhof zur Firma: weitere 10 Minuten. Auch auf dem Nachhauseweg läuft nicht alles ideal, denn ein Anschlusszug von Köln Richtung Bonn verlässt den Hbf exakt in der Minute, in der mein Zug (planmäßig) ankommt. Ich brauche auch für diese Strecke über 1 ½ Stunden!

20.10.95

Inzwischen habe ich einen interessanten Tipp von Freunden bekommen, die in Köln wohnen. Sie haben mich nämlich auf die geringe Entfernung zwischen den beiden Bahnhöfen Köln-West und Köln-Ehrenfeld aufmerksam gemacht. Wer aber kennt Ehrenfeld? Kurz entschlossen habe ich mir ein altes Klapprad an den Bahnhof Köln-West gestellt und schneide so meinem Anschlusszug den Weg ab. Leider reicht auf dem Rückweg meine Ortskenntnis von Ehrenfeld in der Dunkelheit nicht aus und ich strampele an der richtigen Abzweigung vorbei. Erst als ich mich nach mehreren Kilometern in einer völlig unbekannten Gegend wiederfinde, kehre ich um und hetze bei heftigem Nieselregen zu meinem Anschlusszug. Auch die Kosten der Taxifahrt haben mich schlauer gemacht und so wartet ein zweites Rad in Horrem darauf, mich die 5 km zur Arbeit zu bringen. Die Zahl der Räder hat sich damit auf 3 erhöht, denn auch zwischen Wohnung und Bonner Hbf laufe ich schließlich nicht zu Fuß. Schwieriger als alte Räder sind aber akzeptable Fahrradschlösser zu beschaffen.

3.11.95

Heute muss ich Überstunden machen. Die gängigen Züge und Verbindungen und die strategische Bedeutung von Ehrenfeld für meinen Job kenne ich mittlerweile. Leider mache ich einen dummen Fehler, ich prüfe nicht, ob es Lücken in der Regelmäßigkeit gibt. Als ich am Bahnhof Köln West bin, um den Zug um zwanzig vor zu nehmen, ist der Bahnsteig schon verdächtig leergefegt. Ein Blick auf den Fahrplan bestätigt meine dunklen Ahnungen: Es gibt keinen Zug um 20 vor 9! Erst 21:21 wird es weitergehen. Lustlos und hundemüde sitze ich vor einem Glas Kölsch an der Theke einer Kneipe. Mein Blick fällt durch das Fenster auf ein Werbeplakat: "Ihr Bahnhof, das ist immer ein bisschen wie nachhause kommen!"

14.12.95

Es ist schon erstaunlich, wie oft die Züge auf der kurzen Fahrt nach Köln eine Verspätung erfahren. Selbst wenn sie pünktlich in Bonn starten, sind 5 Minuten plus in Köln die Normalität. Spätestens hinter Kalscheuren befällt sie eine unerklärliche Trägheit. In Köln West angekommen beginnt für mich eine mörderische Aufholjagd quer durch Ehrenfeld. (Mörderisch vor allem für unvorsichtige Fußgänger auf dem schmalen Radweg). Reicht es nicht, so finde ich mich mittlerweile als Stammgast in einer typischen Köll'schen Kaffeebud' auf der Venloer Straße wieder. 30 Minuten Wartezeit in dieser Affenkälte überlebt man auf Dauer nämlich nicht.

18.12.95

Auf dem Heimweg passiert heute folgendes: Der Zug, der Horrem um 17:17 in Richtung Köln verlassen sollte, hatte 15 Minuten Verspätung. Damit erübrigt sich für mich jeglicher Versuch von Ehrenfeld aus per Rad in Köln West einen sinnvollen Anschluss zu bekommen. Also bleibe ich bis Hbf im Zug sitzen. Doch auch dort ist natürlich kein Anschluss in Sicht. Allein der Interregio um 11 nach würde mir weiterhelfen, doch ist der für mich leider zuschlagpflichtig! Klammheimlich hoffe ich, aufgrund von Verspätungen würde er vielleicht für VRS-Kunden freigegeben. Dies ist freilich nicht der Fall. Aber ich gebe noch nicht auf und schreite beherzt zum Informationsschalter in der Eingangshalle. "Mein Zug hatte über 15 Minuten Verspätung, deshalb habe ich meinen Anschlusszug verpasst. Kann ich statt dessen den IR benutzen?" Der Beamte blickt mich feindlich an: "Mit welchem Zug sind Sie denn gekommen?" Ich erkläre, dass ich den aus Aachen kommenden Stadtexpress genommen habe und ich Richtung Bonn weiterfahren will. "Aber, Sie hätten diesen Zug ja sowieso nicht erreichen können!" posaunt der Uniformierte heraus, offensichtlich stolz mich bei einer faustdicken Lüge ertappt zu haben. "Äh, ja...", stottere ich, "ich hätte ja eigentlich auch nicht in Hbf, sondern in Ehrenfeld aussteigen wollen, und dann in Köln-West wieder einsteigen..." höre ich mich umständlich erklären. "Das geht doch gar nicht, da liegen mehrere Kilometer zwischen!", muss ich mich nun belehren lassen. "Aber, ich habe eine Fahrrad dort, und ich mache das immer....."' rechtfertige ich mich noch, als ich den Fall innerlich längst aufgegeben habe und nur noch überlege, wie ich mich ohne Gesichtsverlust aus der peinlichen Befragung zurückziehen kann. Also kein Interregio.

30.1.96

Wollte heute auf 'Nummer Sicher' gehen. 7:09 ab Bonn, mit reichlich Zeit für meine Ehrenfeld-Durchquerung. Es ist wieder extrem kalt und seit Wochen auch tagsüber weit unter Null Grad. Im eisigen Zugwind stehe ich auf dem Ehrenfelder Bahnhof, der keinerlei Warteräume oder ähnliches kennt. Der Zug sollte eigentlich längst da sein , denke ich, als schließlich eine Durchsage mehr als 25 Minuten Verspätung ankündigt. "Wir bitten um etwas Geduld!", krächzt die gelangweilte Stimme aus dem Lautsprecher. Ich atme tief durch, die geballte Faust in der Tasche.

31.1.96

Der Zug um 8:09 in Bonn fährt pünktlich, allerdings ist die Heizung defekt. Bei Temperaturen unter Null Grad, wie sie in diesem sibirischen Winter an der Tagesordnung sind, klappen die muffligen Fahrgäste die Kragen ihrer dicken Winterjacken hoch und schweigen sich an. Der 8:54 von Ehrenfeld hat laut Ansage 5-10 Minuten Verspätung, tatsächlich sind es 12!

2.2.96

Das Radio hat vor extremem Eisregen gewarnt. Ich fahre wieder Interregio. In Köln treffe ich meine Arbeitskollegin, eine Autofahrerin, die durch die Wetterbedingungen der Bundesbahn in die Arme getrieben worden ist. Sie irrt herum und kennt die Verbindungen natürlich nicht. Schon jetzt eine halbe Stunde länger unterwegs als ich. Nicht ohne Stolz zeige ich ihr, mit welchem Zug wir weiter kommen. Da sie natürlich keine Fahrräder an den strategisch günstigen Bahnhöfen, speziell in Ehrenfeld verteilt hat, wird die Fahrt lang und beschwerlich. Auch in Horrem glänze ich mit mühsam erarbeiteter Insiderinformation und bugsiere sie in den Bus Nr. 941. Dieser stellt die einzige Möglichkeit wenigstens noch ein Stück weiter in Richtung unseres Arbeitsplatzes zu kommen, ohne wieder ein Taxi rufen zu müssen. Bleiben erfrischende 20 Minuten Fußmarsch.

5.2.96

Der 7:49 fährt zwar pünktlich in Bonn ab, kommt aber wieder mal mit 8 Minuten Verspätung an. Mit knapper Not erreiche ich meinen Anschluss in Ehrenfeld. Ich habe jetzt ein 4. 'Sperrmüll-Rad' in Sinndorf postiert, immer noch von dem Traum beseelt, meine Fahrzeit in die Nähe der magischen Grenze von 1 Stunde pro Richtung zu drücken. Bereits am nächsten Tag finde ich es seiner Ventile beraubt in einem jämmerlichen Zustand vor.

13.2.96

Inzwischen habe ich alle Fahrradventile mit einer Zange angezogen und mit einer zweiten Mutter gekontert. Mit bloßen Händen ist da für Diebe nichts mehr zu machen. Auch habe ich eine Technik entwickelt ein Fahrrad zwischen Sinndorf und Horrem im Zug mitzunehmen, blitzschnell auszusteigen, es abzustellen und in Windeseile denselben Zug wieder zu besteigen. Doch auch Rückschläge muss ich in meinem komplizierter werdenden System einstecken. Als ich heute in Ehrenfeld aussteige, kann ich das zuständige Rad nirgendwo entdecken! Nach einigen Interregio-Seitensprüngen habe ich wohl vergessen an welchem Ende der Strecke ich das gute Stück zuletzt abgestellt hatte. Mir bleiben aber fast 20 Minuten Zeit, das muss aber doch auch mit der U-Bahn zu schaffen sein! Weit gefehlt. Von den 2 Linien, die hier verkehren lässt sich fast 15 Minuten lang keine blicken. Als ich zuletzt mit Riesensprüngen den Bahnsteig West erreiche, fährt mir der Zug vor der Nase weg.

4.3.96

Heute muß es irgendwo zu einer erheblichen Betriebsstörung gekommen sein. Als ich gegen 9 Uhr auf dem Bonner Hbf stehe, werden ständig Durchsagen über verspätete Züge und notwendige Umleitungen über die linke Rheinseite gemacht. Gerade werden die Fahrgäste, die auf einen IC warten, zum x-ten Mal aufgefordert doch den SE zu benutzen, der abfahrbereit seit 9:12 auf Gleis 2 warte. Längst ist aber 25 Minuten nach 9 und der Zugführer scheint des Wartens überdrüssig. Er löst die bekannte Lautsprecherdurchsage aus: "An Gleis 2 bitte einsteigen! Türen schließen selbsttätig!" Kaum aber ist das letzte Wort der Bandansage verhallt, brüllt die panische Stimme eines Kollegen über die Lautsprecher sämtlicher Bahnsteige ihn an: "Boris!! Noch nicht abfahren! Das gibt Ärger, warte wenigstens noch 5 Minuten!" Boris wartet nicht. Der Zug, der heute Ehrenfeld um 9:54 verlassen sollte, hat 30 Minuten Verspätung. Ich warte und friere.

21.3.96

Wieder wird in Ehrenfeld eine Verspätung von 20-25 Minuten angekündigt. Da ich nach einem Zahnarztbesuch am Morgen noch nichts gegessen habe, beschließe ich um die Ecke einen Kaffee und ein Croissant zu holen. Vorsichtshalber reize ich die Zeit nicht aus und komme schon nach 12 Minuten zum Bahnhof zurück. Ich kann es nicht fassen: oben auf dem Bahnsteig fährt mein Zug davon! In dem Zug, der mich schließlich mitnimmt, suche ich dringend eine Toilette, die vielen Kaffees der unfreiwilligen Wartepausen fordern ihren Tribut. Erstaunlicherweise aber fehlen an einigen Türen, dort wo man seit Menschengedenken in Eisenbahnen die Klos vermutet, die Türklinken. Ungläubig schaue ich auf die Aufschrift: 'Funktionsraum'. Dies Wort ist so schön, dass man ihm verzeihen möchte, dass es die eine, entscheidende Funktion leider nicht meint.

18.4.96

Alle Züge am Morgen soweit pünktlich. Abends um 19:20 stehe ich wieder in Ehrenfeld und warte. Der IR ist noch nicht durchgefahren, das riecht nach Verspätung. Was gegen ½ 8 schließlich im Schneckentempo angerollt kommt, ist der IC 507 Stolzenfels. Am Ende des Bahnsteigs hält er sogar an, die Schaffner steigen aus um nachzusehen, was der Grund für diesen außerplanmäßigen Stop ist. Ich frage einen von ihnen: "Können Sie uns nicht einfach mitnehmen, unser Zug hat Verspätung?" "Eigentlich geht das nicht,...", höre ich hoffnungsvolles aus dem Munde des Beamten dringen. Er zaudert. Aber ich habe einen Fehler gemacht: Ich hätte nicht "uns" sagen sollen, so wird mir später klar. Ich sehe den Schaffner über mich hinweg schauen und misstrauisch die Gruppe von 30 - 40 gestrandeten VRS-Kunden erkennen. Die lauern ja nur darauf seinen schönen IC zu stürmen, sobald er ihrem "Sprecher" auch nur ein kleines Zeichen von Schwäche zeigen sollte. In dieser Sekunde zwischen Mitleid und Dienstpflicht öffnet sich leider das Ausfahrsignals. Der edle Zug rollt geräuschlos an und verschwindet im Sonnenuntergang.

15.5.96

Wieder stehe ich auf dem Sinndorfer Bahnhof. Hier ist die Strecke auf dem flachen Land schnurgerade angelegt. In der einen Richtung kann man problemlos bis Horrem sehen, aus Aachen kommende Züge schweben schon 5 Minuten bevor sie einfahren als dunstig flimmernde Fata Morgana am Horizont über den Schienensträngen. Ich klettere - immer noch etwas müde vom Fahrradsprint quer durch Ehrenfeld - vom Bahnsteig auf die Gleise hinab. Nein, nicht umbringen will ich mich, nach allem, was ich mit der Bahn erlebt habe. Im Grunde ein durch und durch gesetzestreuer Mensch, überquere ich die Schienen unbefugt, um 500 m Umweg abzukürzen, den Sinndorf seinen Besuchern zumutet. Es fehlte wohl das Geld für eine Unterführung. 500 m, dass sind weitere 5 Minuten im Kampf um eine menschenwürdige und umweltschonende Fahrzeit zur Arbeit.

 

 

 

„Ehrenfeld hat einen neuen Bürger–Bas !“

Vergangenen Montag war auf der Bürgervereinsversammlung im „Strohhut“ alles da
einer der Gäste war der Pfarrer Wiesdorf von der Gemeinde St. Barbara.
Erster Ehrengast war der 77 jähriger Vater unserer Kölner Bürgervereine.
Sie wissen, dass ich den „Menschenfreund“Obermedizinalrat Dr. Greischer meine.
Es wurde des verstorbenen Schriftführers Dr. Franke ehrend gedacht
und dann der verdiente Hans Wild zum Ehrenvorsitzenden gemacht.
Schnell gingen die Programmpunkte reibungslos vorbei
die Kassenprüfer fanden alles gut und ohne Beanstandungsgeschrei.
Nachdem Hans Wild wegen Krankheit ging in die Bürger-Bas-Pension
schritt man nun auch schnell zur Neuwahl des Vorstandes schon.
Ratsmitglied Wilczek leitete souverän, ohne Wahlvorstandstisch
alles verlief harmonisch, glatt, nirgendwo zu sehen ein Bösewicht.
Nun haben wir einen neuen alten Vorstand mit Verstand und Sinn
Ehrenfeld hat ´nen neuen Bürger-Bas: Wilhelm van den Valentyn.
Von der SPD waren Bezirksleiter Bungarz und Frau Hoß auch da
von der FDP man Hans Bruckwilder mit seinen Freunden sah.
Etwas abseits saß CDU-Ratsmitglied Haumann auf ´nem einzelnen Sitz
und endlich mal wieder sah Ehrenfeld Ratsmitglied Dr. Herbert Britz.
Dein Freund und Helfer entsandte ihren zuständigen Rat,
der ja den Namen Schaberer hat.
Zwei KGs hatten Führungskräfte im vollen Saal.
Geschäftsleute, Interessenvertreter, ganz nach Wahl.
Dann wurde der Versammlung Beigeordnete Dipl.-Ing. Baecker vorgestellt
er sprach über die stadtkölnische Planung in Ehrenfeld.
Er sprach, dass ab 1972 die Ehrenfelder U-Bahn wird gebaut
und über die Iltisstraße, was manchen hingebaut.
Kolpinghaus-Vertreter will Saal vergrößern für Vater und Sohn,
Pfarrer Wiesdorf und Gerhard Wilczek machten in notwendige Dechenstraßen-Aula-Koalition.
Alles in allem, diese Bürgervereins-Versammlung machte mal wieder Spaß
und wir haben einen würdigen Hans-Wild-Nachfolger: Wilhelm van den Valentyn als Bürger-Bas.

Köln,  19.03.1968

Hannes von Ehrenfeld

 


25.10.1944: Die Edelweißpiraten

An der Ecke Schönsteinstr / Batholomäus-Schink-Strasse befindet sich das links abgebildete Denkmal. 1972 wurde diese Gedenkstätte vom Kölner Jugendring gestiftet.

Auf der Gedenktafel befindet sich der folgende Text:

"Hier wurden am 25.10.1944 elf vom NS-Regime zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppte Bürger Polens und der UdSSR und am 10.11.1944 dreizehn Deutsche - unter ihnen jugendliche Edelweisspiraten aus Ehrenfeld sowie andere Kämpfer gegen Krieg und Terror - ohne Gerichtsurteil öffentlich durch Gestapo und SS gehenkt."

Die Anfänge der sogenannten "wilden Jugendgruppen", zu denen auch die Edelweißpiraten gehörten, entstanden in den Jahren 1938/39, als die HJ durch die "Jugenddienstpflicht" vom 25.2.1939 die Freiheiten der Jugendlichen immer mehr einschränkte. Diese Einschränkung hatte zur Folge, daß viele Jugendliche den Wunsch nach jugendlicher Selbstbestimmung hegten und dementsprechend die Disziplin und den Massencharakter der nationalsozialistischen Jugendorganisationen ablehnten.

Das galt auch für Mädchen, die sich nicht in die "Frau und Mutterrolle" der Nationalsozialisten drängen lassen wollten und sich deshalb den wilden Jugendgruppen anschlossen. Durch die Mädchen wurde die Anziehungskraft dieser Gruppen erhöht, da in der HJ eine absolute Geschlechtertrennung herrschte.

Die Jugendgruppen entstanden direkt aus der 1933 verbotenen bündischen Jugend oder lehnten sich an deren Traditionen an. Die bündische Jugend hatte ihre Wurzeln in der 1899 entstandenen Wandervogelbewegung. 1913 wurden diese Jugendgruppen zur "Freideutschen Jugend" zusammengeschlossen (auf dem Hohen Meißner bei Kassel). Ziele des Zusammenschlusses waren: Selbstverantwortlichkeit und Selbsterziehungsrecht, Anerkennung des Eigenwertes der Jugend, Lebensformen durch Rückkehr zur Wahrhaftigkeit und Natürlichkeit (Wandern, Volkslied, Volkstanz). Daraus resultierend entstanden die "Freien Schulgemeinden". Ende der 20er Jahre modernisierte sich diese Art von Lebensform. Der Einzelne und die Gruppe verloren an Bedeutung. Die uniformierte Masse stand immer mehr im Vordergrund. Anstatt zu wandern wendete man sich mehr und mehr zu Sport und Technik hin. Diese Entwicklung wurde von den Nationalsozialisten aufgenommen und in ihr Programm miteinbezogen, was sich im Charakter der NS-Jugendorganisationen niederschlug. Die alten bündischen Gruppen wurden dementsprechend gleichgeschaltet und die alten Formen bündischen Lebens verboten. Wer sich der Gleichschaltung bzw. dem Verbot widersetzte, wurde verfolgt und bestraft.

Bündische Gruppen gab es schon seit 1933. Anfangs waren es in der Regel Jugendliche aus dem Bürgertum, die Mitglied in diesen Gruppen waren. Nach 1938 sahen auch "proletarische Jugendliche" in den Traditionen der bündischen Jugend eine Alternative zu den NS-Jugendorganisationen. Das verstärkte sich nach Kriegsbeginn, als der paramilitärische Drill in der HJ immer stärker wurde. Die bündischen Jugendgruppen gaben sich Namen wie: Harlem-Club, Navajos, Rotes-X, Kittelbach-und Edelweißpiraten.

Die größte Gruppierung waren die Edelweißpiraten, die im gesamten Reichsgebiet existierten, mit dem Schwerpunkt im Rhein-Ruhr-Gebiet. Mitglieder der Edelweißpiraten waren überwiegend junge Arbeiter, die die Traditionen der bündischen Jugend pflegten. Ihr Erkennungszeichen war ein Edelweiß unter dem linken Rockaufschlag oder eine edelweißfarbene Stecknadel. Oft trug man auch Fantasiekluften, Totenkopfringe und mit Nägeln beschlagene Gürtel.

Es wird geschätzt, daß die Edelweißpiraten mehrere tausend Anhänger, im Alter zwischen 14 und 17 Jahren, hatten.

Die Jugendlichen hatten eine bewußte Antihaltung gegenüber dem Staat, allerdings kein politisches Konzept und keine gemeinsame Organisation. Da die einzelnen Gruppen nebeneinander her existierten, hatte später die Gestapo bessere Zugriffsmöglichkeiten.

Der Widerstand der Edelweißpiraten gegen das NS-Regime äußerte sich in der Anfangsphase in der Durchführung verbotener Fahrten und Zeltlager. Das freie Fahrtenwesen der Wandervogelbewegung war von der HJ-Führung verboten worden. Stattdessen wurden HJ-Fahrten und -Lager eingeführt. Hier war der Tagesablauf mit militärischer Disziplin geregelt, es dominierten ideologische Schulungen und paramilitärische Übungen. Um den oppositionellen Jugendlichen die freien Fahrten unmöglich zu machen, wurde ihnen das Trampen verboten und die Benutzung von Feuerzelten. Diese Verbote wurden wiederum damit durchgesetzt, daß Fahrtenerlaubnisscheine eingeführt wurden und der HJ-Streifendienst gebildet wurde, der die verbotene Fahrtenaktivität kontrollieren sollte. Die Edelweißpiraten mißachteten des Fahrtenverbot und trampten innerhalb Deutschlands umher. Sie trugen dabei eine spezielle Fahrtenkleidung, über die sie vor jeder Fahrt abstimmten. Die Fahrtenkleidung bestand aus kurzer Hose, weißen Strümpfen, Halbschuhen, Kletterweste und Schottenhemd. Die Mädchen trugen weiße Blusen, blaue Röcke und weiße Söckchen.

Auf den Fahrten traf man sich mit anderen Gruppen, zeltete zusammen und sang verbotene, bündische Lieder.

Ein Zusammentreffen mit dem HJ-Streifendienst führte automatisch zu Konflikten mit der Staatsmacht. Die Jugendlichen wurden von der Polizei verhört und für den Wiederholungsfall wurde ihnen mit schärferen staatspolizeilichen Maßnahmen gedroht.

Besonders verhaßt waren den Edelweißpiraten die HJ-Führer, da sie als hundertprozentige Nazis galten. Wenn diese HJ-Führer nach Dienstschwänzern suchten, wurden sie oft in eine Falle gelockt und verprügelt. Ein anderes Widerstandsmittel war das Verteilen von Flugblättern mit antifaschistischen Inhalt und das Malen von Wandparolen mit ebensolchen Inhalt.

Die Jugendlichen hörten auch feindliche Sender ab und verbreiteten die Nachrichten auf Flugblättern. Das Hören von Feindsendern und die Verbreitung der Nachrichten war eine lebensgefährliche Sache.

Mit zunehmender Brutalität des Krieges bildeten sich immer neue Jugendgruppen. Sie trafen sich an den Bunkern, wo sich ihr Alltag abspielte. Man sprach darüber wie schön es wäre ohne Krieg, wenn man tun und lassen könnte was man wollte, nicht zum HJ-Dienst müßte u.s.w.

1943 entschlossen sich einige Mitglieder der Edelweißpiraten, in die Illegalität zu gehen und Kontakt zur politischen Opposition aufzunehmen. Es handelte sich hier um Edelweißpiraten aus dem Köllner Arbeiterstadtteil Ehrenfeld, der sogenannten "Ehrenfelder Gruppe". Diese Gruppe bestand aus geflohenen Häftlingen, Zwangsarbeitern, Russen, Juden, Deserteuren und Jugendlichen.

Die Ehrenfelder Gruppe nahm Verbindung mit der größten Kölner Widerstandsorganisation, dem Nationalkomitee Freies Deutschland, auf. In Ehrenfeld selber existierte eine bewaffnete Widerstandsgruppe des National Komitees. Gebildet hatte sich die Ehrenfelder Gruppe um den geflohenen KZ-Häftling Hans Steinbrink (genannt Bombenhans).

Hans Steinbrink kam aus einem antifaschistischen Elternhaus. Er kam öfters mit den Nazis in Konflikt, was ihn letztendlich ins KZ brachte. 1944 gelang ihm bei einen Bombenräumkommando die Flucht. Er tauchte unter bei der Frau eines Freundes und versteckte dort Juden, Flüchtlinge und Deserteure.

Die Aktivitäten der Ehrenfelder Gruppe wurden zum größten Teil von Steinbrink geplant. Zu der Gruppe gehörten auch Bartholomäus Schink und seine Freunde. Durch bestimmte Erlebnisse hatten diese Jugendlichen einen abgrundtiefen Haß gegen die Nationalsozialisten entwickelt.

Die ersten Aktivitäten der Gruppe bestanden darin, geflohene Zwangsarbeiter und Deserteure zu verstecken. Aus diesem Grunde verübten sie Diebstähle, um die Versteckten mit Lebensmittel und Geld zu versorgen. Später begann man Waffen zu sammeln, die man sich auf dem Schwarzen Markt besorgte und im Unterschlupf der Gruppe in der Schönsteinstraße lagerte. Mit den Waffen wollten sie als Partisanen gegen die Nazis kämpfen.

"...In erster Linie ist hier die Großbande zu nennen, die seit August 1944 im Stadtteil Köln-Ehrenfeld ihr Unwesen trieb. Nach den Feststellungen der Staatspolizei zählte sie 128 Köpfe. Sie setzte sich in gleicher Weise aus Deutschen und Ausländern zusammen. Sie terrorisierte nicht nur die Zivilbevölkerung, sondern hatte es auch darauf abgesehen, politische Leiter der NSDAP zu beseitigen. In ihren Reihen befanden sich auch viele Jugendliche im Alter von 16 - 18 Jahren, ja sogar von 15 Jahren, die früher den "Edelweißpiraten" angehört hatten...Unter den Ermordeten befinden sich 5 politische Leiter, 1 SA-Mann, 1 HJ-Angehöriger, 6 Polizeibeamte, darunter der Leiter der Staatspolizeistelle Köln »SS-Sturmbannführer Reg.Rat. Hofman« - und zwei weitere Beamte der geheimen Staatspolizei..." (aus dem Lagebericht des Kölner Generalstaatsanwaltes vom 30.Januar 1945)

Es wurden "Richtlinien zur Bekämpfung jugendlicher Cliquen" am 25.10.1944 von Kaltenbrunner erlassen. Durch diese Richtlinien wurde die Auseinandersetzung mit den oppositionellen Jugendgruppen auf eine politische Ebene gestellt. Das heißt, die Jugendlichen wurden als Staatsfeinde und Hochverräter behandelt. Die Nazis sahen in der Jugendopposition im Grunde keine Form des Widerstandes, sondern in erster Linie die Infragestellung ihres totalitären Erziehungsanspruches. Im Kriege kam noch die Gefahr der sogenannten "Wehrkraftzersetzung" dazu, da sich die Jugendlichen gegen den Krieg aussprachen.

Bereits 1940 wurde das Jugend-KZ Moringen eingerichtet. Hier wurden unangepaßte Jugendliche dauerinhaftiert. Viele Edelweißpiraten gehörten zu den ca. 1000 Häftlingen. Anfang Oktober 1944 wurden Bartholomäus Schink und seine Freunde festgenommen. Man schaffte sie ins Gestapo-Hauptquartier in der Elisenstraße. Dort wurden sie schwer mißhandelt und am 10.November 1944 Ecke Schönsteinstraße / Venloerstraße ohne Gerichtsverfahren gehängt. An der gleichen Stelle waren am 25.Oktober 1944 elf Zwangsarbeiter aus Osteuropa gehängt worden, wegen angeblicher Plünderungen während der Bombenangriffe.

"Die haben einige der Edelweißpiraten in Ehrenfeld an der gleichen Stelle aufgehängt wie drei Wochen vorher die Fremdarbeiter. Anschließend soll ein Gestapo-Mann verkündet haben, daß es sich um ganz gefährliche Verbrecher gehandelt habe, die zum Schutz der öffentlichen Ordnung hätten aufgehängt werden müssen. Viele Menschen haben zugesehen, aber niemand hat sich getraut etwas zu sagen, denn das ganze Gelände war schwer bewacht, überall SS und Gestapo mit Maschinengewehren im Anschlag. Die Leichen haben fast den ganzen Tag am Strick gehangen, bis zum nächsten Luftangriff, dann wurden sie erst abgenommen. Insgesamt sollen es 13 Personen gewesen sein, darunter sechs Jugendliche. Der Jüngste war erst 16 Jahre alt."

 

Zur Geschichte des Museums für Lackkunst
in Bickendorf, jetzt in Münster

von Dr. Monika Kopplin
Leiterin des Museums für Lackkunst in Münster

Mit der Eröffnung des Museums für Lackkunst am 25. September 1993 in Münster wurde der Öffentlichkeit eine unternehmenseigene Sammlung zugänglich gemacht, die bereits auf eine etwa sechzigjährige Geschichte zurückblicken kann (Abb. 1). Unter dem Namen "Herbig-Haarhaus Lackmuseum" war sie seit 1955 in eigens dafür hergerichteten Räumen eines Verwaltungsgebäudes der Lackfabrik Herbig-Haarhaus AG im Kölner Stadtteil Bickendorf ausgestellt und auf Wunsch zu besichtigen. Während sie sich auf diese Weise schon frühzeitig in Fachkreisen internationalen Ruf und Anerkennung erwarb, wurde sie einem größeren Publikum erst durch die von Edith Sträßer, der damaligen Museumsleiterin, konzipierte Wanderausstellung "Ex oriente lux - Lackkunst aus Ostasien und Europa" bekannt. Unter diesem ebenso klangvollen wie sprechenden Titel wurde eine repräsentative Auswahl von 170 Objekten von 1977 an nicht nur in mehreren deutschen Städten, so unter anderem in Nürnberg, München, Hamburg, Berlin und Stuttgart, sondern auch europaweit in Brüssel, Kopenhagen, Paris, Madrid, Mailand, Wien, Zürich und andernorts gezeigt. Um 100 weitere Objekte ergänzt, erreichte sie ihre letzte Station 1988 in London. Begleitet wurde die Ausstellung von einem in mehrere Sprachen übersetzten Katalog, der in Übersichtsdarstellungen und Kurzbeschreibungen der Exponate einen Abriß der Lackkunst vermittelte.

Der Name "Herbig-Haarhaus Lackmuseum" stand zugleich für den ursprünglichen Eigentümer und Träger der Sammlung - die Herbig-Haarhaus AG in Köln-Bickendorf. Gründer dieser Lackfabrik, die zu den ältesten Industriebetrieben in Köln zählt, war Robert Friedrich Haarhaus. Seit den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts zunächst Teilhaber eines Fachgeschäfts, eröffnete Haarhaus 1844 selbst eine Drogerie und Farbwarenhandlung, in der Farben, Lacke und verwandte chemische Erzeugnisse auch nach eigenem Verfahren hergestellt wurden. In den folgenden Jahrzehnten gewann die Firniskocherei zunehmend an Bedeutung, eine Entwicklung vom Fachhandel zur Fabrikation, die - begünstigt durch die 1871 begründete Teilhaberschaft von Haarhaus' Schwiegersohn Adolf Herbig - 1874 mit dem Neubau einer Lackfabrik in Köln-Ehrenfeld ihren Abschluß fand. Das prosperierende Unternehmen, das sich rasch gegen die in- und ausländische Konkurrenz durchzusetzen vermochte, erfuhr im Jahre 1903 durch die Verlegung auf ein erweitertes Fabrikgelände bei Köln-Bickendorf einen erneuten, wachstumsorientierten Standortwechsel. So konnte sich die 1922 in eine Aktiengesellschaft umgewandelte Firma unter der Leitung von Arthur und Franz Herbig zu einer der größten Lackfabriken des europäischen Kontinents entwickeln.

Die "Leidenschaft für feine Lacke" und das Interesse für den geschichtlichen Hintergrund des industriell angefertigten Produkts mögen den Anstoß gegeben haben, daß schon Adolf Herbig, der "als einer der besten Kenner der damals hochgeschätzten Japan-Lacke galt", im vergangenen Jahrhundert einzelne Objekte der Lackkunst erwarb. Offenbar handelte es sich dabei nicht nur um deutsche Stücke aus der Zeit der Gründung und der Aufbaujahre der eigenen Lackfabrik, sondern auch um Beispiele ostasiatischer Herkunft, die nach dem Neubau der Hauptverwaltung 1937 im Sitzungszimmer Aufstellung fanden. Dieser dergestalt ausgestattete Besprechungsraum darf als Keimzelle des späteren Museums bezeichnet werden.

Zu dieser Zeit war der eigentliche Initiator und Förderer der Sammlung, Dr. Erich Zschocke, bereits seit einem Jahrzehnt Mitarbeiter des Unternehmens (Abb. 2). Am 10. Mai 1901 in Solingen geboren, verbrachte Zschocke schon seine Schulzeit in Köln. Der Freundschaft mit seinem damaligen Schulkameraden Hans Herbig (1907-1955) war nicht nur lebenslange Dauer beschieden, sie führte um 1926/27 auch zum Eintritt Zschockes in die Herbig-Haarhaus AG, für die er zunächst als Leiter der Werbeabteilung tätig war. Daß in Erich Zschocke unabhängig von seinen ökonomischen Fähigkeiten von Jugend an auch die Neigung zum Künstlerischen angelegt war, verdeutlicht schon der Vermerk in seinem Abiturzeugnis: "Verläßt die Schule, um Maler zu werden". Auch der Abschluß seines Betriebswirtschaftsstudiums mit einer Dissertation über das Thema "Muß Reklame künstlerisch sein, um zu wirken?" offenbart diese Ausrichtung seines Wesens. Im privaten Bereich manifestierte sie sich in einer jahrzehntelangen Sammeltätigkeit auf dem Gebiet deutscher Fayencen des 18. Jahrhunderts und des frühen Meißner Porzellans. Kenntnisreich und engagiert, zählte er 1951 nicht zufällig zu den Gründungsmitgliedern der Gesellschaft der Keramikfreunde in Köln. Zschockes Liebe zur Kunst und der innerbetriebliche Spielraum, den ihm die persönliche Beziehung zur Familie Herbig eröffnete, erwiesen sich in den Aufbaujahren der Sammlung als denkbar glückliche Fügung.

Auf der Suche nach geeigneten Ergänzungen für seine eigene, überaus anspruchsvoll angelegte Kollektion durchstreifte Zschocke den Kölner Kunsthandel, und nicht zuletzt boten seine Dienstreisen willkommene Gelegenheit zu entsprechenden Ausflügen. Stets war sein Augenmerk dabei auch auf die Arrondierung der firmeneigenen Sammlung gerichtet. Ohne die Ankäufe der Vorkriegsjahre im einzelnen nachweisen und dokumentieren zu können, muß der Bestand schon in den dreißiger Jahren beträchtlichen Zuwachs erfahren haben. Dies gilt dann vor allem für die Jahre 1940 bis 1942, über die wir durch erste Inventareinträge genauer unterrichtet sind. Die gute Ertragslage wirkte sich unmittelbar auf die Sammlung aus, die zu diesem Zeitpunkt längst über eine bloße Anhäufung heimischer Lackprodukte des 19. Jahrhunderts gleichsam als Dokumentation parallel zur Unternehmensgeschichte hinausgewachsen war.

Japanische Lackarbeiten des 16. bis 19. Jahrhunderts, darunter ein kôbako mit Perlmuttereinlagen aus der späten Muromachi-Zeit (1334-1567) (Abb. 3), wurden überwiegend bei Köntges und Lempertz in Köln erworben. Geschäftliche Beziehungen nach Frankreich und Belgien ließen seit 1941 auch den Pariser und Brüsseler Kunstmarkt näherrücken. Unter den dort gekauften Stücken verzeichnet das Inventar die ersten Beispiele chinesischen Schnitzlacks sowie französischer Lackbijouterien des 18. Jahrhunderts (Abb. 4). So wurde im Juni 1941 bei Charles Meylemans in Brüssel neben einer Reihe schöner Ch'ien-lung-Lacke mit der kleinen Rotlackvase aus der Zeit des Kaisers Yung-lo das bislang bedeutendste Werk chinesischer Schnitzlackkunst in der Sammlung erworben. Nur einen Monat später konnte sie um den frühen Schnitzlackteller mit einer Darstellung des Chou Tun-i am Lotosteich (Abb. 5) sowie um eine chinesische Kuan-yin-Plastik in Goldlackfassung aus dem 17. Jahrhundert bereichert werden.

Zählt das Inventar im Jahre 1941 157 hinzuerworbene Einzelstücke, waren die Neuerwerbungen des Jahres 1942 auf nur noch 25 Objekte beschränkt, darunter als wichtigstes, wiederum bei Meylemans in Brüssel erstandenes Stück eine blütenförmig geschweifte, mit reichen Perlmuttereinlagen verzierte chinesische Dose der mittleren Ming-Dynastie (1368-1644) (Abb. 6). Mit dem Jahr 1943 war weiteren Ankäufen ein jähes, wenn auch nur vorläufiges Ende beschieden. Die auf Köln niedergehenden Bombenangriffe erforderten 1943 die Auslagerung der Sammlungsbestände, von denen Teile in die Eifel und ins Siegerland, Teile in ein von Zschocke angemietetes Haus bei Garmisch verbracht wurden. Gleichwohl blieb eine unbekannte Anzahl holländischer und englischer Möbel mit frühem Chinoiserie-Dekor auf dem Werksgelände zurück und fiel 1944 zugleich mit den Fabrikanlagen der vollständigen Vernichtung anheim.

Nach Wiederaufnahme der Produktion bereits 1946 und umsichtiger Rückführung der ausgelagerten und unversehrt gebliebenen Sammlungsbestände wird schon im März 1948 mit einer Stobwasser-Dose die erste Nachkriegserwerbung verzeichnet. Nur wenige Jahre später, im August 1955, wurde die Sammlung auf Betreiben Zschockes neu aufgestellt und als Herbig-Haarhaus Lackmuseum im großen Lichtsaal des Hauptverwaltungsgebäudes interessierten Besuchern zugänglich gemacht. Der frühe Tod Hans Herbigs im selben Jahr führte zu einer Umstrukturierung der Unternehmensleitung, der Erich Zschocke - nunmehr zuständig für den Vertrieb - seit 1957 als eines von drei Vorstandsmitgliedern angehörte.

Auch über das bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1967 verbleibende Jahrzehnt hinaus bestimmte Zschocke Umfang und Qualität des Zuwachses, der sich unter seiner Ägide nicht nur aus der ostasiatischen und europäischen Kunst (Abb. 7), sondern - vereinzelt - auch aus dem islamischen Kulturkreis sowie den süd- und südostasiatischen Ländern rekrutierte. Selbst Beispiele präkolumbianischer und frühkolonialer Holzgefäße aus Peru mit polychromen Lackinkrustationen fanden als Belege der weltweiten Verbreitung von Lacktechniken Berücksichtigung. Spürsinn und ein durch seine langjährige Sammeltätigkeit geschultes, sicheres ästhetisches Urteil erwiesen sich als Garanten für ein überwiegend beständig hohes Niveau. Lempertz und Langeloh in Köln, Hauswedell in Hamburg, Beer in Brüssel, Motamed in Frankfurt, Fischer-Böhler in München und Oesterle in Stuttgart sind die in den fünfziger und sechziger Jahren wiederholt genannten Bezugsquellen. Einzelne Stücke, wie eine Yang Mao signierte Guri-Lackdose (Abb. 8), konnten aus dem Besitz von Jean-Pierre Dubosc (1904-1988), Lugano, andere, wie ein koreanischer Kleiderkasten des 17. Jahrhunderts und ein Album mit Lackbildern von Zeshin, 1960 mit Hilfe Werner Speisers im Hongkonger und Tokioter Kunsthandel erworben werden.

Der enge fachliche Austausch und die freundschaftliche Verbundenheit, die Zschocke vor allem mit Erich Köllmann (1906-1986), dem Direktor des Kölner Kunstgewerbemuseums, Walter Holzhausen (1896-1968), dem Direktor des Städtischen Kunstmuseums Bonn, und mit Werner Speiser (1908-1965), dem Leiter des 1941 an der Universität Köln eingerichteten Seminars für Ostasiatische Kunst, pflegte, wirkten sich nicht nur auf die Sammeltätigkeit äußerst befruchtend aus. Ihren wissenschaftlichen Niederschlag fanden sie in der von Zschocke initiierten und von der Herbig-Haarhaus AG ermöglichten Herausgabe zweier Standardwerke zur Lackkunst: Walter Holzhausens 1958 erschienener Monographie Lackkunst in Europa, der ersten diesem Thema gewidmeten Übersichtsdarstellung, und dem 1965 postum veröffentlichten Buch Lackkunst in Ostasien von Werner Speiser. Beide Werke, deren Entstehung ohne das reiche Anschauungsmaterial der Herbig-Haarhaus-Sammlung kaum möglich gewesen wäre und in denen sich viele Sammlungsobjekte erstmalig veröffentlicht finden, sind noch heute unerläßlich zum Studium der Lackkunst. Kleinere Beiträge zu Einzelaspekten, wie die noch vor den Zerstörungen des Krieges von Kurt Röder verfaßte Studie Das indianische Lackkabinett des Kurfürsten Clemens August in Schloss Brühl, das 1953 erschienene Heft von Holzhausen Das kurfürstlich Bayerische Münzkabinett und die 1961 von Erich Köllmann anonym verfaßte Broschüre Laque und porcellaine ... , gab das Unternehmen aus besonderem Anlaß oder als Jahresgaben für seine Kundschaft heraus. Darüber hinaus widmete sich die von der Herbig-Haarhaus AG herausgegebene Fachzeitschrift Farbe und Lack wiederholt Themen der Lackkunst.

Der 1963 erfolgte Umzug der Sammlung innerhalb des Bickendorfer Firmengeländes und ihre Neupräsentation in einem eigens eingerichteten größeren Ausstellungsraum fanden bereits unter Mitwirkung von Edith Sträßer statt, einer Schülerin Werner Speisers, die Zschocke 1960 für die kunsthistorische Betreuung des mittlerweile auf mehrere hundert Objekte angewachsenen Sammlungsbestandes eingestellt hatte. Dem unter seiner unmittelbaren Einwirkung gereiften musealen Charakter und Rang der Sammlung trug er damit auch im Hinblick auf ihre personelle Ausstattung Rechnung. Umsichtig und vorausschauend hat er, dem die Sammlung nicht zuletzt ein persönliches Refugium war, die Grundlagen für die nachfolgenden Jahrzehnte gelegt. Erich Zschocke starb am 11. März 1978 in Köln. In seinem Nachruf wußte Erich Köllmann vor allem Zschockes Verdienste um die Lackkunst zu würdigen: "Ein Werk, das ganz seinem Geiste entsprang, macht jedoch sein Wissen und seine Tatkraft sichtbar. Das Lackmuseum der Firma Herbig-Haarhaus, zu dem es keine vergleichbare Sammlung in Europa, vielleicht sogar auf der Welt gibt, ist nicht nur eine Dokumentation der Geschichte der Lackkunst Ostasiens und der des europäischen 18. Jahrhunderts, es ist auch gleichzeitig eine Manifestation des Kunstsinns und Qualitätsgefühls, die auch die Dinge, mit denen Erich Zschocke sich selbst umgab, kennzeichnen."

Mit der 1968 erfolgten Akquisition der Herbig-Haarhaus AG durch die BASF AG ging auch das Firmenmuseum in den Besitz des neuen Eigentümers über, zunächst weiterhin unter dem übernommenen Namen Herbig-Haarhaus Lackmuseum (der Herbol GmbH Köln). Seit der Umbenennung der 1972 durch Fusion mehrerer Unternehmen gegründeten Tochtergesellschaft BASF Farben + Fasern AG im Jahre 1985 wurde die Sammlung unter der Bezeichnung Lackmuseum der BASF Lacke + Farben AG geführt. Der Sitz der Gesellschaft im westfälischen Münster sollte späterhin bei der Wahl ihres neuen Domizils ausschlaggebend sein.

Unter der Leitung von Edith Sträßer, die 1972 einen ersten Kurzführer durch die Sammlung verfaßte, wurde der Bestand durch gezielte Erwerbungen systematisch ergänzt. Hervorzuheben ist insbesondere eine Reihe islamischer Lackarbeiten persischer, türkischer und nordindischer Provenienz, darunter der 1981 erstandene Spiegelkasten mit Signatur des Mogul-Miniaturisten Manohar (Abb. 9). Erst diese Ankäufe arrondierten den übernommenen Herbig-Haarhaus-Bestand zu einer repräsentativen Gruppe. Daneben schlossen Einzelerwerbungen im ostasiatischen Bereich - wie der 1977 hinzugekommene koreanische Kabinettschrank mit reichen Einlagen aus Haifischhaut, die 1981 akquirierte Negoro-Schale und die 1985 erstandene japanische Holzplastik eines sitzenden Mönchs - gravierende Lücken. Zugleich wußte Edith Sträßer der Inro-Kollektion mit Beispielen etwa von Shibata Zeshin (Abb. 10) und Koma Kyûhaku Glanzlichter aufzusetzen. Im europäischen Bereich verdienen vor allem ein Paar französische Kutschenpaneele mit figürlichen Chinoiserien in prachtvollen Aventurinlackbordüren (Abb. 11) und als ihr letzter, 1990/91 geglückter Ankauf eine Anfang des 18. Jahrhunderts entstandene englische Standuhr mit Chinoiseriedekor auf weißem Lackgrund hervorgehoben zu werden. Den Höhepunkt ihrer dreißigjährigen Tätigkeit für das Museum markierte aber 1982 die von ihr initiierte Erwerbung einer vollständigen, nahezu vierhundert Objekte umfassenden Sammlung, der weltweit einzigen, die sich dem gleichen Spezialgebiet in ähnlich breiter Streuung verschrieben hatte: die Sammlung Herberts in Wuppertal.

Kurt Herberts wurde am 17. Februar 1901 in Barmen (Wuppertal) geboren (Abb. 12). Nach dem Studium der Chemie an der Technischen Hochschule in Stuttgart und der Promotion 1923 gründete er zunächst eine eigene Firma. In den dreißiger Jahren übernahm er die väterliche Lackfabrik, die unter seiner innovationsorientierten Leitung zu einem führenden Unternehmen der Branche aufrückte. In die späten dreißiger Jahre gehen auch die Anfänge seiner Sammeltätigkeit zurück.

Herberts scharte in den Jahren 1937 bis 1944 eine Gruppe als entartet verfemter Künstler um sich, die er in seinem Unternehmen vor allem mit Werbeentwürfen und der künstlerischen Gestaltung von Neubauten beschäftigte - unter ihnen Willi Baumeister (1889-1955) und Oskar Schlemmer (1888-1943). Schlemmer konzipierte in den von November 1940 bis August 1942 in Wuppertal verbrachten Jahren aber nicht nur die Ausgestaltung des Fabriklabors und das berühmte Lackkabinett, seine Aufgaben umfaßten auch die Einrichtung eines "Lacktechnikums" zur Erforschung der Eigengesetzlichkeiten und Möglichkeiten des industriellen Lacks im Hinblick auf seine künstlerische Anwendbarkeit. Seine praktischen Versuche schlossen Experimente mit ostasiatischen Lacktechniken ein, wie z.B. dem Eierschalenlack und anderen Einlegeverfahren. So gehören zu den im Krieg zerstörten angewandten Arbeiten Schlemmers und Baumeisters nach dem Vorbild des tsugaru-nuri und des negoro-nuri verzierte Lackschatullen. Beide Künstler bestätigten den jungen, an philosophischen Fragen ebenso wie an künstlerischen Phänomenen interessierten Unternehmer in seinem Vorhaben, eine Studiensammlung zur Malstoffkunde aufzubauen, die die Erforschung von Materialien und Anwendungstechniken der Oberflächengestaltung auf breitester Ebene ermöglichen sollte. Sie beinhaltete nicht nur eine Kollektion verschiedenster Materialien, wie z.B. von Bernstein und Kopalen, ein Tausende von Beispielen erfassendes Photoarchiv, sondern auch Muster jeder nur auffindbaren Anwendung dieser Rohstoffe, und zwar von prähistorischer Zeit bis in die Gegenwart reichend. Diese enzyklopädisch breit angelegte Sammlung, die auf unsystematisch zusammengetragene und teilweise ererbte Einzelstücke aus Familienbesitz zurückgreifen konnte, wurde - begünstigt durch die gute Ertragslage - in den Jahren 1938 bis 1944 in großem Stil durch Erwerbungen u.a. bei Konietzko in Hamburg, Krenz in Leipzig und der Münchner Kunsthandelsgesellschaft, aber auch von Doubletten des Ostasiatischen Museums in Berlin aufgebaut. Mit diesen durch die Veröffentlichung einer Schriftenreihe ergänzten Aktivitäten wollte Herberts "die Produktion der modernen Farbenindustrie in einen kulturhistorischen Zusammenhang rücken."

Die sich verschlechternde Kriegslage ließ eine Auslagerung der in jenen Jahren von der Kunsthistorikerin Renate Jacques verwalteten Sammlung geboten erscheinen. Schon in Kisten verpackt, wurden die für den Transport nach Sommerhausen am Main bereitgestellten Kunstgegenstände gleichwohl von Brandbomben getroffen und nahezu vollständig vernichtet. Das gleiche Schicksal traf ihre bisherige Heimstatt, das Haus auf dem Döppersberg in Wuppertal-Elberfeld, wo einzig die im Erdgeschoß untergebrachte Bibliothek den Krieg nahezu unversehrt überstand. Der glückliche Zufall wollte es, daß auch einige wenige Kisten und einzelne Objekte, die kurzfristig außer Haus gebracht worden waren, den Krieg überdauerten (Abb. 13). Dabei handelte es sich fast ausschließlich um ostasiatische Arbeiten.

Der verschonte Restbestand aus den Vorkriegs- und Kriegsjahren diente der neuen Sammlung, die Kurt Herberts ungeachtet der großen Verluste seit 1949 aufzubauen begann, nicht nur als Basis, er bestimmte auch die zunächst eingeschränkte Ausrichtung ausschließlich auf ostasiatische Lackkunst. Von Dezember 1952 bis Juli 1959 von Beatrix von Ragué betreut, wurde die Sammlung systematisch erweitert und in einem vorbildlich angelegten Inventar dokumentiert (Abb. 14). Die darin enthaltenen Expertisen stammten zu einem großen Teil von Werner Speiser, der der Sammlung auch bei Ankäufen beratend zur Seite stand. Engen Austausch pflegte Herberts überdies mit Otto Kümmel (1874-1952) in Berlin, während der Kontakt zu Fritz Löw-Beer (1906-1976) auf ein einziges Tauschgeschäft beschränkt blieb. Für einen Weinbecher der Ch'in-Dynastie (221-206 v. Chr.) trennte Herberts sich von einer frühen Ming-Rotlackdose, deren dicht geschnittener Drei-Freunde-Dekor Löw-Beers Begehrlichkeit geweckt hatte.

Schon in der Mitte der fünfziger Jahre kam im Zuge der intensiven Sammeltätigkeit die Idee zu einem Buch über ostasiatische Lackkunst auf, das - analog zum Sammelkonzept - nach Techniken aufgebaut sein sollte. Grundlage für dieses 1959 erschienene, bis heute unverzichtbare Standardwerk war neben einer ersten, von dem deutschen Diplomaten Artur Graf Strachwitz (1905-1996) angelegten Kartei zu japanischen Lacktechniken vor allem jahrelange Forschung der damaligen Sammlungsleiterin Beatrix von Ragué, die späterhin die Direktion des Museums für Ostasiatische Kunst in Berlin übernehmen sollte. Das um Daten und Quellen erweiterte Verzeichnis der Lackmeister wurde von Werner Speiser erstellt. Es ist vor allem dieses berühmte Buch der Ostasiatischen Lackkunst, "das erstmalig in der westlichen Welt Lackkunst als solche sichtbar und ihren handwerklichen Entstehungsprozeß begreifbar machte und gleichzeitig auch dem Nicht-Fachmann die Augen öffnete für den Werkstoff Lack."

Die Herberts-Sammlung, die in den sechziger und siebziger Jahren - nunmehr betreut von Eva Kneuse - vor allem um Beispiele der persischen und europäischen Lackkunst bereichert wurde, verblieb auch nach Veräußerung der Lackfabrik Dr. Kurt Herberts & Co. 1976 an die Hoechst AG im Privatbesitz von Kurt Herberts. Erst akute Raumnot erforderte 1982 die Trennung von seiner Sammlung, die er um den alten Herbig-Haarhaus-Bestand zu einem auf Lackkunst in all ihren Aspekten spezialisierten Museum sinnvoll vereinigt wußte, nachdem Teilbestände beider Sammlungen schon einmal - anläßlich der Hannover-Messe 1963 - in der Halle der Chemie zusammen ausgestellt waren. Ihre nunmehr geschlossene Neupräsentation in Münster hat Kurt Herberts, der am 20. November 1989 in Wuppertal verstarb, nicht mehr erlebt.

Die Struktur der Sammlung wird wesentlich geprägt nicht nur von der Vielfalt, der langen Geschichte und der ungewöhnlich weiten Verbreitung des Werkstoffes Lack, sondern auch von dem Qualitätsbewußtsein und den Zielsetzungen unterschiedlicher Sammlerpersönlichkeiten. Ihr über Jahrzehnte hinweg eingebrachtes Engagement und die Leistung bedeutender, der Sammlung freundschaftlich verbundener Kunsthistoriker, die ihr Wissen und ihre Kennerschaft dem Aufbau des Museums zugute kommen ließen, sind uns Vorbild und Ansporn zugleich.