HISTORIE

VEREINE

 

.TVE

 

Turnverein Ehrenfeld

Im Jahr 1879 wurde der TVE in Ehrenfeld gegründet, um den Fabrikarbeitern ein Freizeitangebot zu schaffen. Der Himmel über Ehrenfeld dürfte auch an diesem Hochsommertag, es war der 10. Juli 1879, eher grau gefärbt gewesen sein. Fabrikschlote der Metallwerke und Ziegeleien, der Glashütte und Fettschmelzen schmelzen trieben ihren dichten Qualm unablässig über die kleine Stadt, die sich seit Jahresbeginn so nennen durfte. Der Westwind trieb sie weiter in Richtung Köln, das immer noch von seinem mittelalterlichen Mauerring umgeben war.

Ehrenfeld dagegen war ein moderner, aufstrebender Ort. Industrieanlagen waren hier in gerade mal zehn, 15 Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen und ständig kamen neue hinzu. Arbeit gab es genug und die Menschen zogen immer noch in Scharen hierher. Doch das Freizeitangebot war noch nicht sehr weit entwickelt, vor allem für die vielen Kinder, die in den düsteren Straßen und auf Hinterhöfen spielten, die nicht viel Grün boten. „Ein Turnverein, das wäre doch genau das Richtige", dachten sich Fritz Schröder und ein halbes Dutzend weiterer Ehrenfelder an diesem Sommerabend. Die Geburtsstunde des „TVE", des Turnvereins Ehrenfeld war gekommen. In diesem Jahr feiert der Klub, der heute neben Turnen noch Gymnastik, Schwimmen, Fechten, Tischtennis und Volleyball bietet, den 125. Geburtstag.

Wie in einer jungen, modernen Stadt nicht anders zu erwarten, war auch dieser Verein sehr fortschrittlich was Ideen und Angebot betraf. „Schüler- und Zöglingsturnen" war ein besonderes Anliegen, denn körperliche Ertüchtigung stand damals in den Schulen selbst noch gar nicht auf dem Stunden-plan. Dennoch war es erst die Turnhalle der Schule Gravenreuthstraße, die dem Verein von 1893 an Gelegenheit gab, Angebot und Mitgliederzahlen erheblich auszuweiten. Seit 1889 hatte der TVE bereits „Schwimmen" im Leistungsangebot- immerhin acht Jahre bevor man in Köln an die Gründung eines Schwimmvereins dachte. Der Fortschrittsgedanke zeigte sich außerdem im „Turnen für Frauen", das schon 1904 eingerichtet wurde. Ihr Können zeigten die Männer und Frauen zu Anfang des Jahrhunderts 

Die Kinder mussten in den düsteren Straßen und auf Hinterhöfen spielen, die nicht viel Grün boten bisweilen sogar bei Schau-Turnfesten unter freiem Himmel. Die dreißiger Jahre waren sportlich gesehen die erfolgreichsten des Vereins, der mit seiner Fechtabteilung ganz vorne in der deutschen Spitze mitmischte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wirkte sich das ausgeprägte Gemeinschaftsgefühl der „TVE-Ier" segensreich für den Wiederaufbau aus. Das Angebot wurde immer mehr auf Breitensport angelegt - was sportlichen Ehrgeiz und Wettbewerb keinesfalls ausschloss. Manch älterem Ehrenfelder sind noch die Feldhandball-„Schlachten" aus den fünfziger Jahren auf der Platzanlage an der Venloer Straße in guter Erinnerung.

Ganz in der Nähe im Clubheim des Tanzsportclubs Rot-Gold feierte der Verein jetzt sein Jubiläum mit einem Galaabend. Schmuckvolle Plaketten der Stadt Köln, des Landessportbundes und des Turnerbundes werden künftig das Vereinsheim zieren. Oberbürgermeister Fritz Schramma brachte als rang-höchster Ehrengast seinen Dank für die unbezahlbare Arbeit der vielen Ehrenamtlichen im Verein zum Ausdruck.

Im Rahmen des Jubiläums wurden auch langjährige Mitglieder durch die heutige Vorsitzende Ulrike Jeangout-Schmidt geehrt. Peter Nelles, der nicht anwesend sein konnte, und Erich Pudelko, der früher als Faustballer beim TVE aktiv war, haben dem Verein schon 75 Jahre lang die Treue gehalten.

HERIBERT RÖSGEN (Kölner Stadt-Anzeiger)